Reisen ist gefährlich

Die Hurtigrute

Draußen stürmt es! Ich sitze im warmen Zimmer, aber ich fühle mich unwohl. Immer wieder muss ich an meine bevorstehende Schiffsreise entlang der norwegischen Küste denken.  Die Hurtigrute  habe ich gebucht. Das was als eine der schönsten Seereisen der Welt gilt, jagt mir gerade wieder einmal Angst ein. Auf dem offenen Meer ganz oben um das Nordkap – das kann bestimmt stürmisch werden. Und mit Seekrankheit habe ich so meine Negativerfahrungen. Warum tue ich mir das nur an?

Der Top of the World  Highway

Ich erinnere mich an eine der vielen anderen Situationen in meinem doch sehr weitreichenden Reiseleben: wir waren in Dawson City, in der bekannten Goldgräberstadt, im Nordwesten Kanadas mit einem Camper unterwegs. Die nächste Teilstrecke sollte über den Top of the World Highway rüber nach Alaska führen – eine 150 Meilen lange Schotterpiste über die Gebirgskämme des Yukon. Hoffentlich wird es nicht zu steil, denn ich bin nicht schwindelfrei, und der Camper hat doch recht beachtliche Ausmaße. Ein mulmiges Gefühl beschleicht mich. Angst? Ja, ich kann es kaum bestreiten. Sollten wir vielleicht eine andere Strecke nehmen, aber es gab keine richtige Alternative. Ich betrachtete nochmals die Karte, googelte nach Bildern, klickte mich in Youtube durch diverse Videos von der Strecke und fuhr sie per Streetview ab. Meine schwachen Nerven in Bezug auf Passtraßen sollten es aushalten, beruhigte ich mich selbst.  Im Nachhinein war es halb so schlimm und wunderschön!

Ich bin halt Normalo

Bin ich ein Weichei – frage ich mich, wenn ich so fühle und grübele. Aber als Normalo, wie ich mich gerne ansehe, darf ich mir Schwachpunkte wie Höhenangst oder Sturmfantasien erlauben. Ich bin sogar überzeugt, dass es fast jedem ähnlich geht. Es gibt die Kuschelecken und die Neugierde in uns. Wenn wir hinausgehen wollen, um die Welt zu entdecken, sollten uns die eigenen Schweinehunde und Angsthasen nicht im Weg stehen.

Das Ziel

Motivieren und Mut machen

Ich verstehe es als meine Mission, Menschen zu ermuntern, die Welt besser zu verstehen, sie zu bereisen und dann weltoffen einen Beitrag für unser aller Weiterentwicklung zu leisten.  Um möglichst viele zu erreichen, wende ich mich dabei an die Durchschnittsmenschen. Und um diesen auf Augenhöhe zu begegnen, ist es am besten, einer von ihnen zu sein.

Reiseziele rund um die Welt

Als solch ein Normalo habe ich 120 Länder bereist. Ich war im Jemen und Iran, in Sibirien und Neukaledonien, Patagonien und Kolumbien. Ich habe in Alaska nach Gold geschürft, bin im Pazifik einem Zyklon ausgewichen, wurde in Uganda von der Geheimpolizei gestellt und musste in Nepal Erdbebenschäden erleben. Hört sich spannend an, ist aber bei genauem Hinsehen keine wirklich außergewöhnliche Leistung. Das alles kannst Du auch. Wie, das möchte ich im Folgenden aufzeigen.

Problemfelder und Lösungsansätze

Innerer Schweinehund

Wenn Du die Welt gerne bereisen möchtest, Du aber trotz durchschnittlichem Einkommen nicht aus Deinen vier Wänden oder über den immer gleichen Urlaubsort herauskommst, dann liegt es an Dir selbst. Es ist der Schweinehund, der Dich zurückbellt, wenn Du gerade einmal allen Mut zusammen nimmst und in Neuland aufbrechen möchtest. Natürlich ist es einfacher und risikoloser, zu Hause zu bleiben. Aber wer ruht rostet. Wer die Welt nicht entdeckt, kann in der heutigen globalen Welt nicht mitreden.

Vergleichen wir es mit dem Berufsleben: wer immer in der gleichen Firma in der gleichen Abteilung die gleichen Tätigkeiten ausführt, der wird nie einen Karrierepfade einschlagen. Er wird vermutlich sogar irgendwann wegrationalisiert. Wer sich aber in Projekten engagiert, intern oder extern neue Bereiche kennenlernt, sich weiterbildet, dem stehen alle Wege offen. Angeborene Neugierde und erkannte Notwendigkeit sind gute Motivatoren, die helfen, aus dem Trott auszubrechen, Schweinehunde zu verjagen und sich für Neues zu begeistern. Machen wir sie uns zum Partner, wenn Ängste und Schwachstellen unser Reiseleben behindern.

Fehlender Mut

Braucht man heute Mut, um die Highlights der Welt zu besuchen? Mut ist natürlich relativ. Ich behaupte, dass für alle Normalos die Welt offen steht. Mehr als 250 Zielgebiete sind von den Reiseveranstaltern so weit erschlossen, dass es Angebote zu Pauschal-, Gruppen- und Studienreisen gibt. Hier wird man an die Hand genommen und zu den Sehenswürdigkeiten auf bequemen Wegen hingebracht. Überall dort, wo internationale Airlines landen, kann man davon ausgehen, dass es eine Infrastruktur und saubere Hotels gibt. Von diesen Zielflughäfen kann man sich auch ohne Reiseveranstalter ein Land oder eine Gegend erschließen. Meist hat man bereits nach einer ersten Nacht im flughafennahen Hotel das beklemmende Gefühl der Fremde abgelegt und geht gutgelaunt auf Entdeckungstour.

Sicherheit und Risiken

Dennoch quälen uns Fragen und Vorurteile: ist ein Reiseziel sicher? Was ist, wenn ich krank werde oder mir mein Geld gestohlen wird? Werde ich das Essen vertragen? Ist es zu heiß oder regnet es ständig? Vermutlich gibt es viele Moskitos und Banditos. Die Taxisfahrer sind eh alles Betrüger. Und vor den einheimischen Männern ist kein Rockzipfel sicher.

Stop diese Gedanken: jedes Land, das nicht aktuell durch Kriege, Terror oder Epidemien durchgerüttelt wird, kann man bereisen. Eine gute Informationsquelle sind die Informationen des Auswärtigen Amtes, die recht objektiv die deutschen Bürger vor zu viel Risiko schützen. Leider werden in der Presse einzelne negative Vorfälle aufgegriffen und weltweit bekannt gemacht, ohne dass man hieraus allgemeingültige Schlüsse für eine ganze Region ziehen darf. Als in der Hochphase der RAF bei uns Anschläge verübt wurden, habe sich Menschen in vielen Ländern gefragt, ob man nach Deutschland reisen könne.

Um größeren Gefahren in der Fremde aus dem Weg zu gehen, kann man das in Deutschland gewohnte Verhalten beibehalten: Armenviertel meiden, abends im Dunkeln nur bekanntes Terrain aufsuchen, Wertgegenstände und Luxus im Alltag nicht offen zur Schau stellen usw.

Mag man sich im Vorfeld einer Reise mit den Risiken analytisch auseinandersetzen, so nutzt man sein Wissen im Risikomanagement aus. Man listet die Gefahren auf und schätzt deren Eintrittswahrscheinlichkeit und Auswirkungen ein. Die hoch priorisierten Risiken kann man dann versuchen, abzufedern, zu versichern oder zu umgehen.  Unwahrscheinliche Dinge mit geringem Schadenspotential lässt man dagegen einfach links liegen und macht sich unverdrossen auf den Weg.

Kleine Alltagshindernisse

Du hast Dich von der Couch erhoben und Deine Schweinehunde namens TRÄGHEIT und ÄNGSTE verjagt. Du hast Dich über ein neues Reiseziel informiert. Die Neugierde ist größer als Befürchtungen zu Unannehmlichkeiten und Risiken. Was kann nun noch gegen die Reise sprechen?

Ich denke an Frauen, die ins Theater gehen wollen, und dann feststellen, dass sie nichts zum Anziehen haben. So ähnliche Hindernisse muss man auch beim Reisen beiseite räumen.

Gerade bei längeren Reisen sollte die Urlaubsvertretung, die Hausbetreuung, das Einverständnis abhängiger Personen geklärt sein. Eine Oma im Haushalt oder ein Haustier haben schon manch eine Traumreise platzen lassen. Es braucht Mut, Kreativität und Fantasie, um Lösungen für die Zeit der Abwesenheit zu finden. Man muss sich die Reisefreiheit genehmigen. Gleichzeitig ist dafür zu sorgen, dass die Liebsten und unser Umfeld unter dem eigenen Reise-Ego nicht leiden. Im Buch travel-your-life, dem Wegweiser für das Reiseleben, wird ein ganzes Kapitel mit vielfältigen Lösungen diesem Thema gewidmet.  Oft ist es eine reine Kopfsache, ob wir selbst bereit sind, eine gewollte Reise anzutreten, ob wir uns die vorhandene Reisefreiheit nehmen oder ob wir insgeheim nach Gründen suchen, die dagegen sprechen.

Als ich anfing weit zu reisen, hörte ich stets meinen Vater sagen: Muss das denn sein? Das kostet doch eine Stange Geld. Meine liebe Mutter dagegen sprach sich aus anderen Gründen gegen mein Reisen aus: Das ist alles sehr gefährlich, hoffentlich passiert nichts, Du musst doch nicht so weit wegfahren, in Deutschland ist es auch schön. Wenn ich aber dann von einer größeren Reise zurückkam, schwenkte das Stimmungsbarometer um. Meine Eltern waren stolz, was der Bub wieder alles gesehen hat. Überall wurde erzählt, dass ich in Australien, USA oder Afrika war. Es war ein Ausdruck von Stolz, dass aus dem Sohn etwas geworden ist – und die Erziehung so schlecht nicht gewesen sein kann. So können sich anfängliche Widerstände ins Gegenteil umkehren.

Entwicklungspotentiale

Um langfristig aus seiner Lebensreise ein tolles Reiseleben zu machen, ist es ratsam, Fähigkeiten zu erwerben, die bei Reisen immer helfen: Als Kleinkind lernt man ständig Neues, um sich allein in der kleinen familiären Welt zurechtzufinden. Später wird man eine Führerscheinprüfung ablegen, um selbst hinter dem Steuer frei in der Gegend herumfahren zu können. Je besser wir uns körperlich, mental und geistig entwickeln, umso einfacher und leichter wird es, sich in der großen weiten Welt zu bewegen.

Folgendes ist dabei besonders zu empfehlen:

  • Auf viele Dinge neugierig sein. Selbst erleben und erfahren wollen.
  • Englisch lernen und von den großen Weltsprachen wenigstens einige Worte kennen.
  • Im Alltag an kleinen Mutproben wachsen.
  • Die berufliche Karriere vorantreiben – auch wegen des Reisebudgets.
  • Sport treiben und die körperliche Fitness fördern.

Was nutzten uns die tollsten Reiseangebote, wenn unser Körper streikt oder unsere Seele kaputt ist? Wir müssen keine Muskelmänner oder Überlebenskünstler sein, aber eine Grundfitness sollte vorhanden sein.

 

 

Resumé

Wenn wir reisen möchten, dies aber nicht tun, dann sind es in den seltensten Fällen externe Einflüsse, die uns abhalten. Entweder ist der Wunsch auf der eigenen Prioritätenliste nicht stark genug oder einer der vielen inneren Schweinehunde blockiert den Weg. Fehlender Mut und innere Ängste gibt es bei jedem. Sie werden aber ungern offen zugegeben. Gestehen wir uns unsere Schwächen ein, aber lassen sie gleichzeitig nicht zum KO-Kriterium werden! Überwinden wir sie und die Welt steht uns offen.

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen