Dschibuti

Wir sind mit dem Flugzeug von Addis Abeba nach Dschibuti, den kleinen Staat am Horn von Afrika. Ursprünglich wollten wir mit der neuen Eisenbahnlinie von Addis Abeba nach Dschibuti reisen um, den chinesischen Zug, der vor 2 Jahren eröffnet wurde, auszuprobieren. Aber am neuen Bahnhof in Addis Abeba angekommen, erfuhren wir, dass die Zuglinie zur Zeit eingestellt ist. Keiner weiß warum.

Jetzt sitze ich im 5. Stock des Capitol Hotels am Fenster und schaue auf die afrikanische islamische europäische Stadt Dschibuti hinunter. Auf beiden Seiten ist die Halbinsel umgrenzt von dem blauen Wasser des Pazifischen Ozeans. Direkt vor dem Hotel liegt der kleine Hauptplatz der Stadt. Hier ist der europäische Teil der Stadt. Er besteht aus westlichen Gebäuden, teilweise sogar aus Palästen, die allerdings in einem sehr schlechten Zustand sind. Auf den Straßen laufen oder sitzen Menschen mit unterschiedlichster Herkunft.  Einige Frauen mit bunten Tüchern warten hier, um mit Reisenden Geld zu tauschen. Aber Touristen gibt es kaum. Moderne Geschäfte mit westlichen Markenprodukten sind ebenfalls Fehlanzeige.

Vom Hotel aus sind es drei vier Straßenzüge hinunter zu Marktplatz und Busbahnhof. Der Markt ist bunt, lebhaft und vielfältig. In den angrenzenden Gassen breiteten Händler auf dem Boden ihre Waren aus: Schuhe, Kleider, Obst, Gemüse und Fleisch – alles finden wir hier.  An den Fleischstücken laben sich hunderte von Fliegen. Nur aufmerksame Händler wedeln mit Papier ab und zu die Fliegen davon.   Auf dem südlichen Gelände des Platzes befindet sich der Busbahnhof. Hier werden Sammeltaxis mit Menschen vollgepfropft. Die Menschen sind beschäftigt, freundlich, aber im nächsten Augenblick wirken sie aggressiv und böse. Vieles ist schlecht einzuordnen. Dazu macht die Hitze und Luftfeuchtigkeit uns zu schaffen.

Gestern sind wir mit dem Taxifahrer Osman einmal rund um Dschibuti gefahren. Der Fahrer war nett, gesprächig und freundlich – Glück gehabt. Mit seinen zwei Zähnen im Mund sah er verwegen aus. Er versteht es mit den Einheimischen angemessen zu kommunizieren. Einmal hatte ich aus Versehen eine Frau beim Baden fotografiert, als ich ein Bild vom Strand machte. Den aufgebrachten schwarzen Ehemann, der uns daraufhin entgegen stürmte, besänftigte er mit leiser ruhiger Stimme. Osman fuhr mit uns an den schönen Botschaften der westlichen Länder vorbei. Er zeigte uns die wenigen Luxus Hotels wie das Sheraton und das Kempinski.

Wir sahen den Hafen mit alten Booten, die in den Jemen hinüber fahren, so wie großen Containerschiffe, die Fracht für Äthiopien hier abladen. Dschibuti gilt als wichtigste Hafenstadt in dieser Region. Dann fuhren wir zu einem riesigen Einkaufszentrum, das wir so in dieser Stadt nicht erwartet haben. In dieser Mall gab es so gut wie alles zu kaufen, was auch wir als Westler benötigen. Hier trafen wir Soldaten aus verschiedensten Ländern, die ihren Stützpunkt in Dschibuti unterhalten. Gleich neben einer Gruppe Chinesen standen einige Italiener in Uniform.

Mit Osman fuhr ich am Nachmittag auch in den afrikanischen Teil von Dschibuti. Dieser besteht aus einigen großen Straßenzügen und vielen ungepflasterten Gassen dazwischen.  Hier ist das pure afrikanische Leben zu sehen. Osman fordert mich an jeder Straßenecke auf, ein Foto in die Gassen hinein aus dem Auto zu schießen. Aussteigen sollte ich besser nicht. Nach knapp 3 Stunden war unsere Taxi Stadtrundfahrt zu Ende und ich glaube, wir haben das Wesentliche gesehen.

Direkt neben unserem Hotel Capitol liegt ein französisches Restaurant. Dort kann man auf der Terrasse sitzen, einen Drink nehmen und auf den eher ruhigen Hauptplatz schauen. Als Besucher braucht man sich wohl keine Gedanken über eine gute Ernährung zu machen: Lebensmittel sind ausreichend vorhanden, auch wenn auf den Straßen viele Bettler und arme Menschen herumhängen.   Auf Google Maps fanden wir ein vietnamesisches Restaurant. Von unserem Hotel waren es nur einige hundert Meter dorthin. Als wir ankamen, sahen wir ein verfallenes Schild. Eine Treppe führte durch einen dunklen Gang hinauf in den 1. Stock. Nichts deutete auf gutes Essen hin. Aber dann öffnete sich die Tür und dahinter lag ein Restaurant, wie es auch in Vietnam oder Deutschland hätte sein können. Das Ambiente und Essen waren toll – und auch die Preise bewegten sich auf deutschem Niveau.

Dschibuti zu beschreiben ist schwierig. Freitags ist hier fast alles geschlossen: islamischer Feiertag. Ich stand an diesem Tag vor dem Hotel. Die Straßen waren leer gefegt. Eine Plastiktüte wehte im Wind und ich fühlte mich ein Stück im Wilden Westen. Im Geiste hörte ich die Musik mit dem Lied vom Tod. Es war kurz vor 12. Wenn samstags das Leben auf den Straßen wieder erwacht, fühlt man sich erleichtert. Durch die Hitze und die undurchsichtige Atmosphäre in der Stadt ist unser Bewegungsradius eingeschränkt. So verbringen wir auch einige Zeit in unserem recht attraktiven aber auch teuren Hotel Capitol. Und so sitze ich jetzt hier und schreibe diese Zeilen.

Und nachher geht es zurück zum Flughafen ins vertraute Addis Abeba.

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